Texte, die in Zeitungen und Zeitschriften erschienen sind

Diese Auswahl versammelt eine Reihe meiner Artikel, erschienen unter anderem im Magazin »kultur.west«, der »Neuen Zürcher Zeitung«, »Monopol« dem »boesner Kunstportal« und der »Rheinischen Post«. Kunst, Architektur und Design, Kultur und Geschichte bilden den Schwerpunkt.
Kunst
Entgrenzung ist Trumpf. «Produktive Räume»: Eine Ausstellung der Kunstmuseen Krefeld erschließt die vitale Kreativszene vor Ort
Krefeld feiert in diesem Jahr seinen 650. Geburtstag. Am Jubiläumsprogramm beteiligen sich die Kunstmuseen Krefeld mit der Ausstellung «Produktive Räume. Kunst und Design aus Krefeld». In den benachbarten Außenposten Haus Lange und Haus Esters sind rund 50 Künstler und Designer mit ihren Arbeiten vertreten. Krefelds Kreative zeigen Flagge, versuchen, ein Stück weit aus dem Schatten der ebenso nahen wie übermächtigen Kunstmetropole Düsseldorf herauszutreten. Dabei sind die Bauhaus-Villen Lange und Esters mehr als bloß Kulisse. Was Ludwig Mies van der Rohe (1886–1969) 1927–1930 als Behausung der beiden Seidenfabrikanten Hermann Lange und Josef Esters entwarf, darf als Musterbeispiel für «Produktive Räume» gelten.
«Produktive Räume. Kunst und Design aus Krefeld», Ausstellungsansicht: Haus Lange, Gartenseite mit Arbeiten von Monika Nelles und Thomas Klegin | Foto: Foto: Dirk Rose/Kunstmuseen KrefeldKunst
New Now Festival in Essen: Visuelles Wunderland
Die Mischanlage der Kokerei auf Zeche Zollverein in Essen hat sich in ein Labor für Digitalkunst verwandelt. Für die Ausstellung New Now produzierten sieben Künstler vor Ort immersive Werke, in denen Natur und Digitales eine faszinierende Symbiose eingehen. Mit den vertrauten Formaten hat die Kunst der digitalen Art nicht mehr viel gemein: Künstliche Intelligenz (KI), smarte Algorithmen und raffinierte Robotik haben das Kommando übernommen.
Sabrina Ratté: «Inflorescences», Installation für die Ausstellung New Now | Foto: Dirk Rose/Stiftung ZollvereinKunst
Die Mischanlage als Kojotenrevier. Das Studio AATB arrangiert überraschende Begegnungen mit vierbeinigen Robotern
Roboter betrachten Andrea Anner und Thibault Brevet als Teil der Familie. Seit 2018 experimentiert ihr Studio AATB mit den mechanischen Helfern und erweitert unser Verständnis von Robotik um eine ästhetische Dimension. Bei «New Now» schickt AATB eine Hundestaffel auf Patrouille. Ziel ist die Interaktion mit dem Publikum.
Andrea Anner und Thibault Brevet | Foto: Dirk RoseKunst
«Es geht um ein neues Verständnis von Natur». Interview mit Jasmin Grimm, künstlerische Leiterin von «New Now»
Alles neu macht der Juni: Das Festival «New Now» geht ab dem 1. Juni auf dem UNESCO-Welterbe Zollverein in Essen über die Bühne. Bei der Biennale für digitale Kunst erwarten das Publikum technisch avancierte Werke von sieben Künstler*innen und Kollektiven. Weshalb ein «New Now»-Abstecher unbedingt lohnt, was sich hinter dem Motto «Hypernatural Forces» verbirgt und wie sich Digitalkunst und Industriedenkmal wechselseitig bereichern, darüber sprach ich mit Jasmin Grimm, der künstlerischen Leiterin von «New Now».
Jasmin Grimm | Foto: New NowKunst
Der den Bildern Beine machte. «I Expose the Music»: Das Dortmunder Museum Ostwall würdigt Nam June Paik als Fluxus-Rebellen, der Musik aufführte und ausstellte
Während das Museum Ostwall im Dortmunder U mit seiner Ausstellung zu Nam June Paik die musikalischen Facetten im Werk des Video-Pioniers betont, kürt die Kunststiftung NRW eine Künstlerin, die in Sachen «Sound and Vision» gleichfalls Maßstäbe setzt: Der Nam June Paik Award geht an Camille Norment. Fluxus ist einer der Schwerpunkte des städtischen Museums, das im sechsten Geschoss des Dortmunder U rund 100 Paik-Exponate versammelt. Präsentiert werden hier Partituren und fotografische Dokumentationen seiner musikalischen Darbietungen, Live-TV-Sendungen, Installationen, Medienskulpturen, Videos, Handlungsanweisungen und Plakate. Highlight der Schau ist die «Sistine Chapel» von 1993 – ein Vorläufer der immersiven Welten, die inzwischen auf breiter Front in den Kunstbetrieb Einzug gehalten haben.
Nam June Paik: „Sistine Chapel“, 1993/2019 | Foto: © Museum Ostwall im Dortmunder U, Foto: Oliver SchaperKunst
Künstlerische Doppelbegabung: Seitensprung ins Atelier
Erstaunlich viele Musiker, Schauspieler oder Kabarettisten sind im Nebenberuf Maler. Paradebeispiele für Doppelbegabungen sind die Kabarettisten Dieter Nuhr und Otto Waalkes, der Schauspieler Armin Mueller-Stahl sowie die Musiker Bob Dylan, Udo Lindenberg, John Mellencamp, Joni Mitchell, Wolfgang Niedecken, Ringo Starr und Robbie Williams. Doch würden die Bilder, Zeichnungen oder Fotografien Aufmerksamkeit erfahren, wenn deren Schöpfer nicht aus anderen Gründen im Rampenlicht der Öffentlichkeit stünden? Gewiss nicht. Den künstlerischen Seitensprüngen der Promis, von den Medien in der Regel unkritisch beweihräuchert, haftet oft der VIP-Hautgout an.
Dieter Nuhr | Foto: Galerie Geuer & GeuerKunst
Lucinda Devlin: Mit klinischer Präzision
Mit ihren Aufnahmen von Exekutionsstätten in US-Gefängnissen wurde Lucinda Devlin bekannt. Eine Werkübersicht der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur im Kölner Mediapark führt das Gesamtschaffen der Amerikanerin vor Augen. Devlins Farbfotografien, die das weite Feld zwischen Zivilisation und Natur vermessen, sind exakt durchkomponiert, teils bestechend schön und immer distanziert.
Lucinda Devlin: «Operating Room #8, Forrest General Hospital, Hattiesburg, 1998», aus der Serie «Corporal Arenas» | Foto: © Lucinda Devlin, Galerie m, BochumKunst
Im 19. Jahrhundert befreiten sich Maler vom Korsett aus Religion und Geschichte: Eine Ausstellung entdeckt das revolutionäre Potenzial der Ölstudie
Mit seiner Ausstellung «Mehr Licht. Die Befreiung der Natur» will Florian Illies demonstrieren, dass das 19. Jahrhundert die eigentliche Moderne war. Als Beweis dient dem Kurator und Journalisten die Ölstudie. Sie war in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts das Medium der Stunde, wie eine Ausstellung im Düsseldorfer Kunstpalast vor Augen führt; zweite Station ist die Lübecker Kunsthalle St. Annen, Lübeck. Befreit von der Rücksicht auf Geschichte, Mythologie und Religion – im 19. Jahrhundert das Korsett der Malerei –, verkehren die Künstler in diesen gleichsam autonomen malerischen Momentaufnahmen auf vertrautem Fuß mit der Landschaft. Im Museum werden wir ihre Komplizen, und unversehens fühlen wir uns selbst mitten in die Natur versetzt.
Johann Jakob Frey: «Wolkenstudie (bei Rom?)», um 1835/1839 | Foto: Olrac Oltro