Oskar-Kokoschka-Ausstellung in Essen: Furiose Liebe, furiose Malerei

Erschienen in: {mb_texte_texte_erschienen-in} | 22. April 2025
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Am 12. April 1912 lernte Oskar Kokoschka, aufgehender Stern am expressionistischen Kunsthimmel, in Wien Alma Mahler kennen. Die Witwe des Komponisten Gustav Mahler stand als Salondame, Musikerin und Muse berühmter Künstler permanent im Rampenlicht. Kokoschka, der 1909 mit seinem Skandaldrama «Mörder, Hoffnung der Frauen» als Enfant terrible Berühmtheit erlangt hatte, verfiel Alma Mahler auf der Stelle. Ihre drei Jahre währende Amour fou hat er zum Gegenstand eines künstlerischen Liebestaumels gemacht, der nun Gegenstand einer Ausstellung im Museum Folkwang ist.

Ohne Netz und doppelten Boden. Transnationales Kunstprojekt von Mischa Kuball reist durch Südosteuropa

Erschienen in: {mb_texte_texte_erschienen-in} | 22. April 2025
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Mit seiner Installation »if walls could tell« ermuntert der Düsseldorfer Künstler Mischa Kuball Menschen in Südosteuropa, sich im öffentlichen Raum kreativ zu artikulieren. Zuletzt machte die Wanderaktion in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana Halt. Was im öffentlichen Raum gewöhnlich als Schmiererei gilt und unter Umständen sogar strafrechtlich verfolgt wird, war hier ausdrücklich erlaubt. Kuball hatte in der Hauptstadt Sloweniens – wie zuvor bereits in Sarajevo, Bukarest, Skopje und Chișinău – eine Lizenz zur freien Gestaltung erteilt. Auf die erste Phase im öffentlichen Raum folgt eine zweite: »if walls could tell« wandert ins Museum und wird so in den institutionellen Kunstdiskurs eingespeist – in Ljubljana ist das Stadtmuseum im Renaissance-Palais Auersperg der Schauplatz dieser finalen Etappe.

Heilig-Geist-Kirche: Essen hat einen neuen Kunstraum

Erschienen in: {mb_texte_texte_erschienen-in} | 10. April 2025
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Bis 2020 diente die Heilig-Geist-Kirche in Essen-Katernberg als katholisches Gotteshaus. Seitdem harrte der ikonische Bau von Gottfried Böhm einer neuen Nutzung. Nun macht ihn der Kunstraum Heilig Geist zu einem Ort der ästhetischen Andacht und des kulturellen Miteinanders. Der neue Ort, direkt am Bahnhof Essen Zollverein Nord gelegen und als Zwischenposten auf dem Weg zur vielbesuchten Zeche Zollverein ideal positioniert, ist vorläufig nur am Wochenende zugänglich; außerdem nach Vereinbarung. Natalia Taranta, künstlerische Leiterin, hat sich mit dem 2021 ins Leben gerufenen Architektur-Festival »Open House Essen« einen Namen gemacht. Auch den Kunstraum Heilig Geist will die polnische Kunstvermittlerin im Geiste eines »Offenen Hauses« führen. Ausstellungen, Workshops, Veranstaltungen und Begegnungen sind geplant, sowohl in der Kirche als auch in den benachbarten, ebenfalls von Böhm entworfenen Gebäuden.

Protest gegen Gewalt an Frauen: Das weiche Wasser bricht den Stein

Erschienen in: {mb_texte_texte_erschienen-in} | 1. April 2025
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Wer Kamalini Mukherjis lyrischen Song »Aguner poroshmoni« ohne Hintergrundwissen und Kenntnis der bengalischen Sprache hört, könnte zu dem Schluss gelangen, es handle sich um einen friedlich dahinplätschernden Wohlfühlsong. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall: Mit dem Musikvideo, der Neuinterpretation eines Klassikers von Rabindranath Tagore, reagierte die indische Sängerin auf ein tragisches Ereignis, das sich im August 2024 in einem Krankenhaus in Kolkata zutrug: Dort wurde eine Ärztin während ihrer Nachtschicht vergewaltigt und ermordet. Die in New York lebende Künstlerin produzierte ihr Protestvideo gemeinsam mit Musikerinnen der Duisburger Philharmoniker sowie mit Gastmusikerinnen. »Viele Menschen, die es angeschaut haben, waren zu Tränen gerührt«, sagt Kamalini Mukherji.

Melanie Loureiro: Ausstellung »Die Verbundenheit der Kreaturen« im KIT – Kunst im Tunnel, Düsseldorf

Erschienen in: {mb_texte_texte_erschienen-in} | 28. März 2025
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In ihren Ölbildern, gemalt auf Leinwand, Leinen oder Holz, vergegenwärtigt Melanie Loureiro mit handwerklicher Akribie und Liebe zum Detail das Leben der Pflanzen und der Insekten. Ihre Ausstellung im KIT – Kunst im Tunnel, direkt unter der Düsseldorfer Rheinuferpromenade gelegen, lässt sich charakterisieren als eine Art Hortus conclusus, der zwar auf Klimawandel und Artensterben reagiert, doch zugleich eben wegen der malerischen Intaktheit die Illusion eines noch unversehrten Ökosystems vermittelt. Ameisen, Bienen, Glühwürmchen, Raupen, Schmetterlinge, Spinnen, Motten oder Schnecken – solches Kleingetier kommt in den betörend schönen Bildern groß raus. Es ist, als ließe uns die Düsseldorfer Künstlerin durch ein Mikroskop schauen, um uns die Augen zu öffnen für die unglaubliche Opulenz und Vielfalt, die unserem herkömmlichen Blick auf die Natur oft entgeht.

Folkwang-Museum in Essen: Richard Siegal greift nach dem Mond

Erschienen in: {mb_texte_texte_erschienen-in} | 22. März 2025
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Der US-Choreograf – durch seine Gastprofessur »Zeitgenössischer Tanz« mit Essen verbunden – zitiert mit seiner Langzeit-Performance »Lunar Cycle« im Museum Folkwang in Essen einen grundlegenden Zyklus der Natur und verweist auf den Klimawandel. Tanz, Licht, Nebelskulpturen, Sound, Musik und die Visualisierung von Wetterdaten fügen sich zu einer Choreografie, die den Mondphasen nachempfunden ist. Ein überaus ambitioniertes Programm, wie es typisch ist für den 57-jährigen Tänzer und Choreografen. Andere greifen nach den Sternen – Richard Siegal begnügt sich mit dem Mond, lässt aber jene Gefilde, die herkömmlicherweise mit Tanz assoziiert werden, gleichwohl Lichtjahre hinter sich.

Frau mit Fächer: Festival »Alma Mahler-Werfel im Spiegel der Wiener Moderne« in Essen

Erschienen in: {mb_texte_texte_erschienen-in} | 17. März 2025
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Sechs Kulturinstitutionen haben sich zusammengetan, um »Alma Mahler-Werfel im Spiegel der Wiener Moderne« zu feiern – und kritisch zu hinterfragen. Die konzertierte Aktion an verschiedenen Orten in Essen umfasst vom 20. März bis 22. Juni Konzerte, Symposien, eine Ausstellung mit Werken von Oskar Kokoschka sowie zeitgenössische Alma-Annäherungen von Studierenden der Folkwang Universität der Künste. Mit Schauspiel, Physical Theatre, Performance, Tanz und Gesang wollen sie die Besonderheiten und Widersprüche ihrer Persönlichkeit reflektieren – Rassismus und Antisemitismus, Flucht und Exil finden dabei besondere Berücksichtigung.

Abschied vom Ludwig Forum: Eva Birkenstock wird Direktorin der Kestner Gesellschaft

Erschienen in: {mb_texte_texte_erschienen-in} | 14. März 2025
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Hamburg, Lüneburg, Bregenz, New York, Basel, Düsseldorf, Aachen – die Stationen, die Eva Birkenstock im Laufe ihrer Karriere durchlaufen hat, können als Musterbeispiel für berufliche Mobilität und Lust auf neue Herausforderungen dienen. Seit 2021 ist die Kunsthistorikerin (Jahrgang 1978) Direktorin am Ludwig Forum Aachen. Mit der Kestner Gesellschaft in Hannover übernimmt sie zum 1. August erneut die Leitung eines Kunstvereins. »Vom Profil her eher eine Kunsthalle«, erläutert Eva Birkenstock. »Sie verfügt über keine eigene Sammlung, ist aber weltweit bekannt für herausragende Einzelausstellungen von etablierten, international renommierten Künstler*innen. Fraglos ein legendäres Haus!«

Stiller Protest: Kamalini Mukherjis Protestvideo gegen Gewalt an Frauen

Erschienen in: {mb_texte_texte_erschienen-in} | 14. März 2025
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Das barbarische Verbrechen an einer indischen Ärztin brachte Kamalini Mukherji auf die Barrikaden. Gemeinsam mit einem weiblichen Ensemble der Duisburger Philharmoniker hat die Sängerin ein Musikvideo produziert, das der Gewalttat die nachhaltige Kraft der Kunst entgegensetzt. Sie wählte ein traditionelles Lied des bengalischen Dichters, Philosophen und Komponisten Rabindranath Tagore: »Aguner poroshmoni«, so lautet der Titel des eindringlichen Sechs-Minuten-Videos. Anders als man es bei einem solchen Song erwarten würde, setzt »Aguner poroshmoni« nicht auf laute Töne. Ein stiller Protest, glaubt Kamalini Mukherji, ist wirkungsvoller – jedenfalls dann, wenn er mit einer kraftvollen und nachhaltigen künstlerischen Botschaft gepaart ist.

Mamma Mia: Ausstellung im Kunstpalast Düsseldorf

Erschienen in: {mb_texte_texte_erschienen-in} | 12. März 2025
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»Von Maria bis Merkel« reicht die Anthologie jener Mutterbilder, mit denen der Kunstpalast in Düsseldorf das familiäre Kernthema in einer Ausstellung beleuchtet. Mit rund 120 Werken (vom 14. Jahrhundert bis in die Gegenwart) wollen die Kuratorinnen Linda Conze, Westrey Page und Anna Christina Schütz die Chancen und Risiken des Mutter-Daseins ausloten. Das Spektrum der Schau umfasst neben Malerei und Skulptur, Video-Installationen und Fotografie auch Dinge des täglichen Gebrauchs sowie Musik und kommerzielle Bildwelten. Zwischen Verklärung und einem nüchternen Blick auf jene Anforderungen, denen Mütter genügen sollen, um als ›Supermama‹ gepriesen zu werden, entfaltet sich ein abwechslungsreicher Rundgang, der zehn Themenräume umfasst. Die Kuratorinnen haben gründlich recherchiert, um möglichst viele jener Aspekte aufzugreifen, die zwischen Mutterkomplex und Mutter Gottes der Berücksichtigung wert sind.