Eine 1931 entstandene Fotocollage von Max Ernst zeigt ein arrangiertes Stelldichein jener Künstler, die zum Kreis der Surrealisten gehörten. Auch Alberto Giacometti fand Berücksichtigung in dieser aus Fotos zusammengefügten Künstlergalerie. Er ist in der oberen Zone des Bildes auszumachen. Gleich darunter erscheint ein Porträtfoto von Max Ernst. Die Collage-Elemente eines Armes und einer Hand vermitteln zwischen den beiden Köpfen: ein Zeichen der Verbundenheit, das auf wechselseitiger Sympathie gründete. Beide kamen 1922 nach Paris. Dass sich aus ihrer Bekanntschaft rasch ein Rendez-vous der Freunde entwickelte, führt das Max-Ernst-Museum Brühl mit etlichen biografischen Belegen und Werkvergleichen vor Augen. Bei der Ausstellung, die gemeinsam mit der Fondation Giacometti in Paris erarbeitet wurde, treffen rund 60 Exponate Alberto Giacomettis auf Arbeiten von Max Ernst. Persönliche Begegnungen, Äußerungen der gegenseitigen Wertschätzung, gemeinsame Ausstellungen – der Austausch zwischen dem zehn Jahre älteren quecksilbrigen Rheinländer und dem eher verschlossenen Schweizer währte bis in die fünfziger Jahre. Giacomettis Exkommunikation durch den Surrealisten-Papst André Breton, dem die erneute Hinwendung Giacomettis zur Arbeit nach der Natur gegen den Strich ging, änderte daran nichts.
Gipfeltreffen der Surrealisten: Alberto Giacometti und Max Ernst waren die besten Freunde
Link zur OriginalveröffentlichungAusstellung von Kunstpalast-Direktor Felix Krämer: Momentaufnahmen aus dem Museum
Link zur OriginalveröffentlichungAls Fotograf ist Felix Krämer bislang nur auf Instagram öffentlich hervorgetreten. Demnächst widmet die Städtische Galerie im Park Viersen dem Chef des Düsseldorfer Kunstpalasts eine eigene One-Man-Show, kuratiert vom Kunst-Comedian Jakob Schwerdtfeger. Gezeigt werden Momentaufnahmen, die der passionierte Ausstellungsbesucher an zahlreichen Orten gemacht hat. Nicht unbedingt typisch für die kunsthistorische Zunft: Den Menschen ist Felix Krämer ebenso zugewandt wie der Kunst. Ihn interessieren die Leute, die sich Ausstellungen ansehen – egal, ob sie mit flüchtigem Blick durch die Räume flanieren oder vor einem Lieblingswerk ihre ästhetische Andacht verrichten. Deswegen fotografiert er sie. Meist von hinten – eine indirekte Rückenstärkung für die Kunst, der nach wie vor »sein erster Blick gilt«, wie er sagt.
Gewebte Gärten
Link zur OriginalveröffentlichungIm Kunsthistorischen Museum in Wien zählt eine Tapisserie-Serie, die im 16. Jahrhundert im Auftrag von Kardinal Antoine Perrenot de Granvelle entstand, zu den Spitzenwerken der dortigen Sammlung mit kostbaren Wandteppichen. Für eine Ausstellung im kulturgeschichtlichen Museum Hof van Busleyden in Mechelen sind die sogenannten »Granvelle-Gärten« nach Flandern verpflanzt worden. Die grüne Serie gab der einflussreiche burgundische Staatsmann und Kardinal 1564 in der Brüsseler Manufaktur Willem de Pannemaker in Auftrag. Flandern genoss im 16. und 17. Jahrhundert den Ruf eines Exzellenz-Clusters der europäischen Textilkunst – in besonderem Maße galt das für Brüssel.
Jahrmarkt der Eitelkeiten: Cindy Sherman im FOMU in Antwerpen
Link zur OriginalveröffentlichungSeit den siebziger Jahren ist Cindy Sherman Fotografin, Model und Stylistin zugleich. Vor ihrer Kamera schlüpft die Künstlerin in die verschiedensten Rollen – mit Masken, Kostümen und Prothesen oft bis zur Unkenntlichkeit verfremdet. Das Fotomuseum Antwerpen – FOMU präsentiert nun die erste große Soloshow der US-Amerikanerin in Flandern und ganz Belgien. »Anti-Fashion« stellt Shermans Interesse an der Mode, der sie in einer Art Hassliebe verbunden ist, in den Mittelpunkt. Als Fashionista ist sie auch beteiligt an der parallellaufenden Ausstellung »Maskerade, Make-up & Ensor«, die das ModeMuseum Antwerpen anlässlich des Ensor-Jubiläums zeigt. Wer beide Ausstellungen besucht, findet faszinierende Gemeinsamkeiten der beiden Künstlerpersönlichkeiten, die man auf den ersten Blick wohl in völlig unterschiedlichen Welten verorten würde.
Folkwang-Museum: Rendezvous mit der »Frau in Blau«
Link zur OriginalveröffentlichungPeter Gorschlüter, Direktor des Essener Museum Folkwang, hält es mit Goethes »Faust«. »Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen; Und jeder geht zufrieden aus dem Haus«, heißt es dort. Mit dem Jahresprogramm, das Gorschlüter und sein Team im Gartensaal des Museums vorstellten, dürfte das Zufriedenheitsbarometer auf ziemlich hohe Werte schnellen. Malerei, Film und Fotografie kommen 2025 ebenso groß raus wie Installation, Performance und Tanz. Nicht allein für Stars, auch für junge Talente wird der rote Teppich ausgerollt. Zudem möchte das Museum die Vernetzung mit der Stadtgesellschaft ausbauen. Die Ausstellungshighlights im nächsten Jahr gelten Richard Siegal, Oskar Kokoschka, Paula Rego, William Kentridge und Germaine Krull.
Schenkung an den Kunstpalast: Zeitreise in die glorreichen Sixties
Link zur OriginalveröffentlichungEine Sternstunde der deutschen Pop Art ging am 11. Oktober 1963 in Düsseldorf über die Bühne: Konrad Lueg und Gerhard Richter luden zur Performance »Leben mit Pop – Eine Demonstration für den kapitalistischen Realismus«. Rund sechs Jahrzehnte später weckt der Kunstpalast Reminiszenzen an diese legendäre Aktion: Zum einen zeigt das Museum seit September eine Gerhard-Richter-Ausstellung; zum anderen wurde dem bereits 1996 verstorbenen Konrad Lueg, der eigentlich Konrad Fischer hieß, soeben ein eigener Raum innerhalb der Sammlungspräsentation »Alles Kunst?!« gewidmet. Die Zeitreise in die auch für Düsseldorf glorreichen Sixties harmoniert aufs Schönste mit der aktuellen Sammlungspräsentation, die den Underground Club Creamcheese und Charles Wilps Werbekampagne für Afri-Cola aufs museale Podest stellt.
Meisterliches Kratzen: Ausstellung »Ensors Zustände der Phantasie« in Antwerpen
Link zur OriginalveröffentlichungIn puncto Vielseitigkeit und Erfindungsreichtum sucht James Ensor seinesgleichen. Dass der belgische Maler (1860–1949) auch auf dem Gebiet der Druckgrafik neue Wege beschritt, zeigt die Ausstellung »Ensors Zustände der Phantasie«, die das Museum Plantin-Moretus in Antwerpen präsentiert. Wie sein Vorbild Rembrandt, der die Radiernadel ebenso leichthändig verwendete wie einen Bleistift, bevorzugte auch Ensor diese Technik. Die Radierung verstand der Künstler als eigenständiges künstlerisches Medium, keineswegs als bloßes Mittel zur Reproduktion seiner Gemälde. Wie einfallsreich er dabei zu Werke ging, davon kann man sich beim Rundgang durch die stimmungsvollen Räume im Museum Plantin-Moretus überzeugen.
Internationaler Folkwang-Preis an William Kentridge: Um Ideen nie verlegen
Link zur OriginalveröffentlichungÜber einen Mangel an Auszeichnungen kann sich William Kentridge nicht beklagen. Doch der Folkwang-Preis, den der südafrikanische Künstler in Essen entgegennahm, ist für ihn, dem deutsche Geistesgeschichte viel bedeutet, etwas ganz Besonderes. Seit 2010 erinnert die Auszeichnung an den Mäzen und Museumsgründer Karl Ernst Osthaus (1874–1921). Gleichsam ein vorweggenommenes Geburtstagsgeschenk: Zum 70., den Kentridge am 28. April 2025 feiern kann, steht eine Doppelausstellung ins Haus. Das Museum Folkwang ist die eine Station, die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden die andere (4.9.2025 bis 18.1.2026). Bei der Folkwang-Retrospektive im kommenden Jahr, betitelt »Listen to the Echo«, sollen Kolonialismus und Apartheid als prägende Phänomene der Geschichte Südafrikas ebenso ins Blickfeld gerückt werden wie der Wandel des Ruhrgebiets vom Mekka der Schwerindustrie zur Drehscheibe der Dienstleistungsgesellschaft.
Schönheit, Scham und Superkräfte
Link zur OriginalveröffentlichungVon der Menstruation bis zur Menopause erstreckt sich das Themenfeld, das die fünf Zeichnerinnen der Comic-Ausstellung »Aus der Rolle gefallen« beackern. In der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen hinterfragen Franziska Becker, Julia Bernhard, Lisa Frühbeis, Mia Oberländer und Paulina Stulin geschlechtsspezifische Erzählmuster aus weiblicher Perspektive. Bei der Wachablösung im Superhelden-Kosmos agiert Franziska Beckers Batgirl in vorderster Reihe. Gemeinsam mit ihrer Busenfreundin Robina zieht sie zu Felde gegen die Mächte der Finsternis. Die ortet Becker auf einem Terrain, das von Superman, Spider-Man oder Captain America vernachlässigt wurde: »Miese Chauvis haben sich in den Lesbenclub geschlichen, um Randale zu machen. Sie haben die Rechnung ohne Batgirl und Robina gemacht.«
Derweil widmet sich Paulina Stulin dem Freibad – seine Unschuld als Ort unbeschwerten Badevergnügens hat es längst eingebüßt. In der bildfüllend farbigen Graphic Novel erscheint das Frauenfreibad als garstige Arena, wo fiese Gäste über mopsige Bikini-Trägerinnen oder muslimische Schwimmgäste im Burkini ablästern.
Jahrmarkt der Eitelkeiten: Das FOMU in Antwerpen präsentiert Cindy Sherman
Link zur OriginalveröffentlichungCindy Shermans erste große Soloshow in Belgien, präsentiert im Antwerpener Fotografie-Museum FOMU, ist die ideale Ergänzung zum Ausstellungsprogramm rund um den 75. Todestag von James Ensor. Den flämischen Maler und die US-Fotokünstlerin verbindet manches – etwa die Vorliebe für Masken und Morbides. – Cindy Sherman liebt Verwandlungen. Seit Mitte der 70er Jahre ist die amerikanische Künstlerin vor ihrer Kamera in derart viele Rollen geschlüpft, dass sie die Wandlungsfähigkeit jedes Schauspielers in den Schatten stellt. Zum Repertoire der Selbstdarstellerin, die sich in ihren Bildern bis zur Unkenntlichkeit verfremdet, gehören auch abgründige Darstellungen von Clowns. Das Tragische der Clownsrolle hat auch James Ensor in mehreren Bildern ausgelotet – beispielsweise in den Gemälden »Pierrot und Skelette« (1905) und »Die verwirrten Masken« (1930).