Texte, die in Zeitungen und Zeitschriften erschienen sind

Diese Auswahl versammelt eine Reihe meiner Artikel, erschienen unter anderem im Magazin »kultur.west«, der »Neuen Zürcher Zeitung«, »Monopol« dem »boesner Kunstportal« und der »Rheinischen Post«. Kunst, Architektur und Design, Kultur und Geschichte bilden den Schwerpunkt.
Kunst
Kunst als Wunschkonzert: Yoko Ono will nach wie vor die Welt retten
Konzeptkunst, Fluxus, Film, Musik und Engagement für den Frieden – die künstlerische Praxis von Yoko Ono hat viele Facetten. Ihre Düsseldorfer Ausstellung »Music of the Mind« ist gespickt mit weltanschaulichen Identifikationsangeboten für unverbesserliche Träumer. Dass sich der Ideenreichtum der Fluxus-Künstlerin hinter ihrem Idealismus nicht zu verstecken braucht, dafür gibt es beim Rundgang durch die Schau in der Kunstsammlung NRW etliche Belege. Ihr Lieblingsmotto »Give Peace a Chance« kennt allerdings Grenzen.
Yoko Ono in ihrer Installation »Half-A-Room«, 1967 | Foto: Clay PerryKunst
Höhere Mathematik: Ausstellung von Rune Mields im Ludwig Forum für Internationale Kunst in Aachen
Von 1965 bis 1970 lebte Rune Mields in Aachen. Hier gehörte die Konzeptkünstlerin zu den Schlüsselfiguren des legendären Kunstvereins »Gegenverkehr«. Zum 90. Geburtstag gratuliert ihr das Ludwig Forum für Internationale Kunst mit einer Ausstellung. Im Mittelpunkt der Hommage stehen »Röhrenbilder« sowie Zeichnungen, in denen die Magie der Zahlen beschworen wird. Zahlreiche Werke, die seit den späten 1960er Jahren entstanden sind, umkreisen das Zwitterwesen der Mathematik – einerseits gilt sie als Inbegriff der Rationalität, andererseits eignet ihr etwas Mysteriöses oder gar »Teuflisches«. In den weitläufigen Hallen des Ludwig Forums wird der Besucher unversehens zum Zahlen- und Zauberlehrling, wenn er sich in die nur scheinbar spröde Ziffernmagie von Rune Mields vertieft.
Rune Mields: »10 Finger und die Zahlen 1 bis 10« (1984) | Foto: Mareike TochaKunst
Gipfeltreffen der Surrealisten: Alberto Giacometti und Max Ernst waren die besten Freunde
Eine 1931 entstandene Fotocollage von Max Ernst zeigt ein arrangiertes Stelldichein jener Künstler, die zum Kreis der Surrealisten gehörten. Auch Alberto Giacometti fand Berücksichtigung in dieser aus Fotos zusammengefügten Künstlergalerie. Er ist in der oberen Zone des Bildes auszumachen. Gleich darunter erscheint ein Porträtfoto von Max Ernst. Die Collage-Elemente eines Armes und einer Hand vermitteln zwischen den beiden Köpfen: ein Zeichen der Verbundenheit, das auf wechselseitiger Sympathie gründete. Beide kamen 1922 nach Paris. Dass sich aus ihrer Bekanntschaft rasch ein Rendez-vous der Freunde entwickelte, führt das Max-Ernst-Museum Brühl mit etlichen biografischen Belegen und Werkvergleichen vor Augen. Bei der Ausstellung, die gemeinsam mit der Fondation Giacometti in Paris erarbeitet wurde, treffen rund 60 Exponate Alberto Giacomettis auf Arbeiten von Max Ernst. Persönliche Begegnungen, Äußerungen der gegenseitigen Wertschätzung, gemeinsame Ausstellungen – der Austausch zwischen dem zehn Jahre älteren quecksilbrigen Rheinländer und dem eher verschlossenen Schweizer währte bis in die fünfziger Jahre. Giacomettis Exkommunikation durch den Surrealisten-Papst André Breton, dem die erneute Hinwendung Giacomettis zur Arbeit nach der Natur gegen den Strich ging, änderte daran nichts.
Blick in die Ausstellung »Alberto Giacometti – Surrealistische Entdeckungen«. Das Hintergrund-Foto zeigt das im Schweizer Kanton Graubünden gelegene Tal Bergell – dort verbrachten Giacometti und Max Ernst gemeinsam den Spätsommer 1935 | Foto: © Succession Alberto Giacometti / VG Bild-Kunst, Bonn 2024, Foto: J. Vogel / LVRKunst
Ausstellung von Kunstpalast-Direktor Felix Krämer: Momentaufnahmen aus dem Museum
Als Fotograf ist Felix Krämer bislang nur auf Instagram öffentlich hervorgetreten. Demnächst widmet die Städtische Galerie im Park Viersen dem Chef des Düsseldorfer Kunstpalasts eine eigene One-Man-Show, kuratiert vom Kunst-Comedian Jakob Schwerdtfeger. Gezeigt werden Momentaufnahmen, die der passionierte Ausstellungsbesucher an zahlreichen Orten gemacht hat. Nicht unbedingt typisch für die kunsthistorische Zunft: Den Menschen ist Felix Krämer ebenso zugewandt wie der Kunst. Ihn interessieren die Leute, die sich Ausstellungen ansehen – egal, ob sie mit flüchtigem Blick durch die Räume flanieren oder vor einem Lieblingswerk ihre ästhetische Andacht verrichten. Deswegen fotografiert er sie. Meist von hinten – eine indirekte Rückenstärkung für die Kunst, der nach wie vor »sein erster Blick gilt«, wie er sagt.
Unterwegs im Louvre: Mit seinem Smartphone nimmt Felix Krämer einen Besucher ins Visier, der ein Historienbild des klassizistischen Malers Jacques-Louis David anschaut. | Foto: Kristine von OehsenKunst
Gewebte Gärten
Im Kunsthistorischen Museum in Wien zählt eine Tapisserie-Serie, die im 16. Jahrhundert im Auftrag von Kardinal Antoine Perrenot de Granvelle entstand, zu den Spitzenwerken der dortigen Sammlung mit kostbaren Wandteppichen. Für eine Ausstellung im kulturgeschichtlichen Museum Hof van Busleyden in Mechelen sind die sogenannten »Granvelle-Gärten« nach Flandern verpflanzt worden. Die grüne Serie gab der einflussreiche burgundische Staatsmann und Kardinal 1564 in der Brüsseler Manufaktur Willem de Pannemaker in Auftrag. Flandern genoss im 16. und 17. Jahrhundert den Ruf eines Exzellenz-Clusters der europäischen Textilkunst – in besonderem Maße galt das für Brüssel.
Gartenpavillon mit Leopard und Vögeln. Tapisserie aus der Serie »Gartenlandschaften mit Tieren«, hergestellt 1564 in der Brüsseler Manufaktur Willem de Pannemaker | Foto: © KHM-MuseumsverbandKunst
Jahrmarkt der Eitelkeiten: Cindy Sherman im FOMU in Antwerpen
Seit den siebziger Jahren ist Cindy Sherman Fotografin, Model und Stylistin zugleich. Vor ihrer Kamera schlüpft die Künstlerin in die verschiedensten Rollen – mit Masken, Kostümen und Prothesen oft bis zur Unkenntlichkeit verfremdet. Das Fotomuseum Antwerpen – FOMU präsentiert nun die erste große Soloshow der US-Amerikanerin in Flandern und ganz Belgien. »Anti-Fashion« stellt Shermans Interesse an der Mode, der sie in einer Art Hassliebe verbunden ist, in den Mittelpunkt. Als Fashionista ist sie auch beteiligt an der parallellaufenden Ausstellung »Maskerade, Make-up & Ensor«, die das ModeMuseum Antwerpen anlässlich des Ensor-Jubiläums zeigt. Wer beide Ausstellungen besucht, findet faszinierende Gemeinsamkeiten der beiden Künstlerpersönlichkeiten, die man auf den ersten Blick wohl in völlig unterschiedlichen Welten verorten würde.
Das FOMU Antwerpen wirbt mit seiner Cindy-Sherman-Ausstellung | Foto: FOMU/Robin Joris DullersKunst
Folkwang-Museum: Rendezvous mit der »Frau in Blau«
Peter Gorschlüter, Direktor des Essener Museum Folkwang, hält es mit Goethes »Faust«. »Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen; Und jeder geht zufrieden aus dem Haus«, heißt es dort. Mit dem Jahresprogramm, das Gorschlüter und sein Team im Gartensaal des Museums vorstellten, dürfte das Zufriedenheitsbarometer auf ziemlich hohe Werte schnellen. Malerei, Film und Fotografie kommen 2025 ebenso groß raus wie Installation, Performance und Tanz. Nicht allein für Stars, auch für junge Talente wird der rote Teppich ausgerollt. Zudem möchte das Museum die Vernetzung mit der Stadtgesellschaft ausbauen. Die Ausstellungshighlights im nächsten Jahr gelten Richard Siegal, Oskar Kokoschka, Paula Rego, William Kentridge und Germaine Krull.
Oskar Kokoschka: »Frau in Blau«, 1919 | Foto: Museum FolkwangKunst
Schenkung an den Kunstpalast: Zeitreise in die glorreichen Sixties
Eine Sternstunde der deutschen Pop Art ging am 11. Oktober 1963 in Düsseldorf über die Bühne: Konrad Lueg und Gerhard Richter luden zur Performance »Leben mit Pop – Eine Demonstration für den kapitalistischen Realismus«. Rund sechs Jahrzehnte später weckt der Kunstpalast Reminiszenzen an diese legendäre Aktion: Zum einen zeigt das Museum seit September eine Gerhard-Richter-Ausstellung; zum anderen wurde dem bereits 1996 verstorbenen Konrad Lueg, der eigentlich Konrad Fischer hieß, soeben ein eigener Raum innerhalb der Sammlungspräsentation »Alles Kunst?!« gewidmet. Die Zeitreise in die auch für Düsseldorf glorreichen Sixties harmoniert aufs Schönste mit der aktuellen Sammlungspräsentation, die den Underground Club Creamcheese und Charles Wilps Werbekampagne für Afri-Cola aufs museale Podest stellt.
Jan Fischer vor zwei Bildern von Konrad Lueg, die der Unternehmer dem Kunstpalast Düsseldorf geschenkt hat | Foto: DKV Mobility