Texte, die in Zeitungen und Zeitschriften erschienen sind
Diese Auswahl versammelt eine Reihe meiner Artikel, erschienen unter anderem im Magazin »kultur.west«, der »Neuen Zürcher Zeitung«, »Monopol« dem »boesner Kunstportal« und der »Rheinischen Post«. Kunst, Architektur und Design, Kultur und Geschichte bilden den Schwerpunkt.
Kunst
Ausstellung »Die Anfänge: Radical Innovations«: Kunsthalle Recklinghausen widmet sich der Nierentisch-Ära
1950 nahm die städtische Kunsthalle in Recklinghausen den Betrieb auf. Die Jubiläumsschau »75 Jahre Kunsthalle Recklinghausen. Die Anfänge: Radical Innovations« blickt mit zahlreichen Werken des Informel zurück auf die Anfänge. Sie waren geprägt durch Pioniergeist – und durch wegweisende Ausstellungsinszenierungen. Noch bevor documenta-Gründer Arnold Bode 1955 das kriegsbeschädigte Kasseler Fridericianum als Kulisse für eine bewusst provisorische Inszenierung nutzte, konnte man im zur Kunsthalle umfunktionierten Recklinghäuser Hochbunker staunend zur Kenntnis nehmen, was damals ›State of the Art‹ in Sachen Ausstellungsarchitektur war. Dazu gehörte vor allem der Abschied von der Fixierung auf die Wand als unumstößlicher Bildträger zugunsten einer offenen, luftigen Positionierung der Kunstwerke mitten im Raum; dazu gehörten ferner Vorhänge, geschwungene Wände oder filigrane Vitrinen. Und – besonders gewagt – eigenartig hohe Stühle, deren gekippte Sitzflächen als Stellfläche und Resonanzraum für Bilder dienten.
Kunst
Mönchengladbacher Kunstprojekt mit Fangesängen: Von der Nordkurve ins Museum
Der amerikanische Komponist und Künstler Ari Benjamin Meyers krönt sein dreiteiliges Projekt »Kunsthalle for Music« mit einem »Hymnus« an die Fans von Borussia Mönchengladbach. Deren Gesänge werden zu Sound Art. Unterstützt von Museumsdirektorin Susanne Titz und Co-Kurator Gian Marco Hölk, nahm er Kontakt mit den Fanclubs auf, lud sie ein, ihre Borussia-Lieblingssongs auszuwählen und mit ihm gemeinsam an sieben Orten in der Stadt aufzunehmen. Die domestizierten Fansongs – stellenweise gleichen sie eher Chorälen als Schlachtgesängen – sind an den Aufführungsorten dauerhaft über QR-Codes abrufbar. Derweil präsentiert eine Ausstellung im Abteiberg-Museum Leuchtkästen Fotos der mitwirkenden Borussia-Fans. Deren Gesängen kann man hier über Kopfhörer lauschen.
Kunst
Architekturfotografie von Irmel Kamp: Häuser mit Seele
Bei Architekturfotografie mit künstlerischem Anspruch denken die meisten unweigerlich an Bernd und Hilla Becher. Irmel Kamp dagegen war bis vor kurzem weniger bekannt, gehörte sogar zur Kategorie »Geheimtipp«. Obwohl sie seit mehr als vier Jahrzehnten moderne Architektur so meisterlich fotografiert, dass jede Aufnahme als ebenso präzise wie eigenwillige Charakterstudie eines Gebäudes erscheint. Linn Lühn präsentiert zwei Serien der in Aachen lebenden Fotografin (Jahrgang 1937) in ihrer Galerie in Düsseldorf-Flingern. In Tel Aviv und Brüssel hat sie die Architektur der Moderne mit der Kamera festgehalten. Anders als die Bechers, die industrielle Bauten ins Raster einer rigiden, streng sachlichen Typologie einpassten, dokumentiert Irmel Kamp Architektur inklusive jener Eigenarten, die der Alltag oder der Zahn der Zeit mit sich bringen. Vermeintlich unliebsame Zutaten – bröckelnde Fassadenteile, abgesprungener Putz, Palmen und andere Gewächse, Fernsehantennen oder Stromkabel, die sich durchs Bild ziehen – empfindet sie nicht als störend. Im Gegenteil: Sie verleihen den Fotografien ihr unverwechselbares Gepräge.
Kunst
Menschen im Museum: Interview mit Felix Krämer
Mit seinen Momentaufnahmen von Menschen im Museum hat Felix Krämer auf Instagram eine große Fan-Community gefunden. Dabei ist er gar kein Fotokünstler, sondern Kunsthistoriker – seit 2017 leitet Krämer den Düsseldorfer Kunstpalast. Die Städtische Galerie im Park Viersen widmet seinen ebenso treffsicheren wie witzigen Schnappschüssen eine eigene Ausstellung, die der Kunst-Comedian Jakob Schwerdtfeger kuratiert hat. Im Interview beleuchtet Felix Krämer die Hintergründe seines fotografischen Hobbys. Und erklärt, weshalb er das Smartphone beim Ausstellungsbesuch immer zur Hand hat. »Besucher«, sagt Krämer, »sind für mich schon immer ein entscheidender Teil des Kuratierens gewesen. Seit etwa zehn Jahren mache ich nebenher die Schnappschüsse von Museumsbesuchern. Der erste Blick gilt aber immer der Kunst.«
Kunst
Fan-Hymne von Ari Benjamin Meyers: Die Erfindung der Elftonmusik
Der in Berlin lebende US-Komponist Ari Benjamin Meyers vollendet sein dreiteiliges Projekt »Kunsthalle for Music« mit einer Hymne an die Fans von Borussia Mönchengladbach. Deren lautstarke Gesänge werden ins Kunstsystem eingespeist und auf diese Art nobilitiert. Sieben Liebeslieder rund um die Borussia, von den Fans gesungen, von Ari Benjamin Meyers dirigiert, stehen im Mittelpunkt des Geschehens: zum einen klassische Fansongs – beispielsweise das »Borussenlied«, »Die Elf vom Niederrhein« oder »Die Seele brennt« –, zum anderen die von Meyers komponierte Hymne »Die MG Elf«.
Kunst
Kunst als Wunschkonzert: Yoko Ono will nach wie vor die Welt retten
Konzeptkunst, Fluxus, Film, Musik und Engagement für den Frieden – die künstlerische Praxis von Yoko Ono hat viele Facetten. Ihre Düsseldorfer Ausstellung »Music of the Mind« ist gespickt mit weltanschaulichen Identifikationsangeboten für unverbesserliche Träumer. Dass sich der Ideenreichtum der Fluxus-Künstlerin hinter ihrem Idealismus nicht zu verstecken braucht, dafür gibt es beim Rundgang durch die Schau in der Kunstsammlung NRW etliche Belege. Ihr Lieblingsmotto »Give Peace a Chance« kennt allerdings Grenzen.
Kunst
Höhere Mathematik: Ausstellung von Rune Mields im Ludwig Forum für Internationale Kunst in Aachen
Von 1965 bis 1970 lebte Rune Mields in Aachen. Hier gehörte die Konzeptkünstlerin zu den Schlüsselfiguren des legendären Kunstvereins »Gegenverkehr«. Zum 90. Geburtstag gratuliert ihr das Ludwig Forum für Internationale Kunst mit einer Ausstellung. Im Mittelpunkt der Hommage stehen »Röhrenbilder« sowie Zeichnungen, in denen die Magie der Zahlen beschworen wird. Zahlreiche Werke, die seit den späten 1960er Jahren entstanden sind, umkreisen das Zwitterwesen der Mathematik – einerseits gilt sie als Inbegriff der Rationalität, andererseits eignet ihr etwas Mysteriöses oder gar »Teuflisches«. In den weitläufigen Hallen des Ludwig Forums wird der Besucher unversehens zum Zahlen- und Zauberlehrling, wenn er sich in die nur scheinbar spröde Ziffernmagie von Rune Mields vertieft.
Kunst
Gipfeltreffen der Surrealisten: Alberto Giacometti und Max Ernst waren die besten Freunde
Eine 1931 entstandene Fotocollage von Max Ernst zeigt ein arrangiertes Stelldichein jener Künstler, die zum Kreis der Surrealisten gehörten. Auch Alberto Giacometti fand Berücksichtigung in dieser aus Fotos zusammengefügten Künstlergalerie. Er ist in der oberen Zone des Bildes auszumachen. Gleich darunter erscheint ein Porträtfoto von Max Ernst. Die Collage-Elemente eines Armes und einer Hand vermitteln zwischen den beiden Köpfen: ein Zeichen der Verbundenheit, das auf wechselseitiger Sympathie gründete. Beide kamen 1922 nach Paris. Dass sich aus ihrer Bekanntschaft rasch ein Rendez-vous der Freunde entwickelte, führt das Max-Ernst-Museum Brühl mit etlichen biografischen Belegen und Werkvergleichen vor Augen. Bei der Ausstellung, die gemeinsam mit der Fondation Giacometti in Paris erarbeitet wurde, treffen rund 60 Exponate Alberto Giacomettis auf Arbeiten von Max Ernst. Persönliche Begegnungen, Äußerungen der gegenseitigen Wertschätzung, gemeinsame Ausstellungen – der Austausch zwischen dem zehn Jahre älteren quecksilbrigen Rheinländer und dem eher verschlossenen Schweizer währte bis in die fünfziger Jahre. Giacomettis Exkommunikation durch den Surrealisten-Papst André Breton, dem die erneute Hinwendung Giacomettis zur Arbeit nach der Natur gegen den Strich ging, änderte daran nichts.