Texte, die in Zeitungen und Zeitschriften erschienen sind

Diese Auswahl versammelt eine Reihe meiner Artikel, erschienen unter anderem im Magazin »kultur.west«, der »Neuen Zürcher Zeitung«, »Monopol« dem »boesner Kunstportal« und der »Rheinischen Post«. Kunst, Architektur und Design, Kultur und Geschichte bilden den Schwerpunkt.
Kunst
Meister der Verwandlung
Zeitlebens hat sich James Ensor zeichnend und malend selbst befragt, um die Facetten seiner Persönlichkeit auszuloten. Zum 75. Todesjahr des Pioniers der Moderne versammelt das Ensor-Haus in Ostende eine Auswahl seiner Selbstporträts. Das Rollenspiel lag dem Maler im Blut, wie die von Xavier Tricot kuratierte Werkübersicht mit zahlreichen charakteristischen Beispielen demonstriert. James Ensors Selbstporträts zeugen von der Fähigkeit, sich in verschiedenste Charaktere und Kostümierungen hineinzufinden.
James Ensor: «Das malende Skelett», 1896, KMSKA – Königliches Museum der Schönen Künste Antwerpen | Foto: Rik Klein GotinkKunst
Ausstellung Roni Horn im Kölner Museum Ludwig. Alles ist im Fluss – auch die Identität
Die Werkübersicht der US-Künstlerin Roni Horn im Kölner Museum Ludwig präsentiert sich als ein Kaleidoskop der Kunst. Mehr als 100 Arbeiten der 1955 geborenen Amerikanerin vereint die Ausstellung «Give Me Paradox or Give Me Death». Da gibt es Porträtfotografien, beispielsweise von Horns Nichte, der Schauspielerin Isabelle Huppert oder von der Künstlerin selbst – in Form von Serien bringen sie die Facetten einer Persönlichkeit zum Ausdruck. Breiten Raum nehmen abstrakte Zeichnungen ein. Ferner findet man Collagen und minimalistische Bodenplastiken. Gemeinsamer Nenner der Arbeiten ist eine Vorliebe für Paarungen und Pendants.
Zwei Fotoserien von Roni Horn. Links «This is Me, This is You», rechts «Untitled No. 16» | Foto: © Roni Horn, Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln/Vincent QuackKunst
Zu Tisch. Das Mataré-Haus in Meerbusch
Die April-Ausgabe des NRW-Magazins «kultur.west» befasst sich im Schwerpunkt mit dem Thema «Künstlerhäuser». Eines davon, wenig bekannt, aber bemerkenswert, ist das Mataré-Haus, das ich für «kultur.west» besucht habe. In Meerbusch-Büderich richtete der Bildhauer Ewald Mataré eine Wohn- und Arbeitsstätte ein, die ihren idyllischen Charakter bis heute bewahrt hat. Dank des dHCS-Stipendiums beleben seit 2022 junge Düsseldorfer Künstler das Mataré-Haus. Ein Ort des Schaffens und der Inspiration.
Die aktuellen dHCS-Stipendiaten im Wohnzimmer des Mataré-Hauses – von links: Fabian Friese, Viktor Jeraj, Jihye Rhii, Simon Mielke, Sophie Isabel Urban, Annabelle Agbo Godeau | Foto: Foto: Dietmar Lutz, Mataré-HausKunst
Streicheleinheiten im Museum. «Please Touch!»: Im Kunstpalast lädt Tony Cragg zu einer hautnahen Begegnung mit seinen Skulpturen ein
Normalerweise ist das Berühren der Kunst im Museum strikt untersagt. Der Düsseldorfer Kunstpalast setzt dieses Tabu vorübergehend außer Kraft. Die aktuelle Werkübersicht «Please Touch!» vereint Skulpturen des Bildhauers Tony Cragg, die mit den Augen und mit den Händen wahrgenommen werden dürfen. Craggs Kunst bietet für Berührungspunkte das ideale Experimentierfeld: zum einen, weil seine Skulpturen sich zu einem Formenarsenal fügen, das mannigfaltiger kaum gedacht werden kann; zum anderen – und sogar noch bedeutsamer – weil der Bildhauer, der seine Werke als «gewollte Verlängerungen unserer Körper» betrachtet, eine Vielzahl von Materialien zum Einsatz bringt, die allesamt über je eigene Tasteigenschaften und Temperaturen verfügen
Momentaufnahme aus der «Please Touch!»-Ausstellung: Tony Craggs Bronze «Outspan» | Foto: Foto: Anne Orthen, © Tony Cragg / VG Bild-Kunst, Bonn, 2024Kunst
Lieber ein Museum anzünden als ein Kulturzentrum eröffnen? Vor hundert Jahren suchten die Surrealisten die Provokation
1924 veröffentlichte André Breton in Paris das erste Manifest des Surrealismus. Zwei Ausstellungen in Brüssel feiern das Jubiläum und betonen den belgischen Anteil an der Avantgarde-Bewegung. Die Königlichen Museen der Schönen Künste Belgiens zeigen die Schau
«Imagine! 100 Jahre internationaler Surrealismus». Parallel läuft im Palais des Beaux-Arts – BOZAR die Präsentation «Histoire de ne pas rire. Surrealismus in Belgien».René Magritte: «Das geheime Double», 1927 | Foto: © succession Magritte – Sabam BelgiumKunst
Späte Gerechtigkeit
In der Düsseldorfer Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen treffen von März bis August zwei Pioniere der Abstraktion aufeinander. Die K20-Schau «Träume von der Zukunft» bringt Werke von Hilma af Klint und Wassily Kandinsky in einen Dialog. Kandinsky, dessen 1911 veröffentlichte Abhandlung «Über das Geistige in der Kunst» bis heute häufig zitiert (und wenig gelesen) wird, hat die ‚Erfindung‘ der abstrakten Kunst für sich reklamiert. Doch weist seine Patentanmeldung einen kardinalen Lapsus auf: Hilma af Klint, die wie Kandinsky Materialismus und Positivismus ablehnte und die gegenstandslose Kunst als Schauplatz des Übersinnlichen verstand, sie hatte sich schon mehrere Jahre vor Kandinsky vom abbildenden Charakter der Malerei verabschiedet. Seit 1906 entstanden ihre abstrakten Werke, Serien wie «Urchaos», «Die Zehn Größten» oder «Altarbilder«.
Hilma af Klint: «Die Zehn Größten, Nr. 4, Jugend», 1907, Hilma af Klint Foundation (Ausschnitt) | Foto: Moderna Museet, StockholmKunst
Verliebt in die Farbe, vernarrt in die Maske
Unter den kunsthistorischen Denkwürdigkeiten dieses Jahres ragt ein Jubiläum hervor: Der 75. Todestag des belgischen Malers James Ensor (1860–1949) gibt Anlass, den Symbolisten, der an der Schwelle der Moderne steht, zu feiern. Ausstellungen in Ostende, Antwerpen und Brüssel präsentieren sämtliche Facetten seines vielschichtigen Werks.
Ensor-Haus, «Blauer Salon» mit Reproduktionen verschiedener Werke – den Raum nutzte der Künstler als Empfangsraum, Wohn- und Esszimmer sowie als Atelier | Foto: © Toerisme Oostende, Foto: Nick DecombelKunst
Schlipse mit Stil
Es soll knapp 100 verschiedene Möglichkeiten geben, eine Krawatte formvollendet zu binden. Ein Musterbeispiel für Vielfalt in der Herrenmode. Doch die Beliebtheit des Schlipses nimmt ab, ebenso wie die Verbindlichkeit, ihn bei offiziellen Anlässen oder in gehobener beruflicher Stellung zu tragen. Stefan Thull bedauert den schleichenden Niedergang der Krawatte. Der Aachener Sammler und frühere Modeberater hat seit Jahrzehnten ein Faible für das Halsgebinde. Mehr noch – er sammelt auch Krawatten. Nicht als Kleidungsstück, sondern als Motiv, das auf Kunstwerken und Fotografien zu sehen ist. Im vergangenen Sommer überließ er der Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin seine Kollektion «Die Krawatte in der Fotografie» als Schenkung.
Stefan Thull | Foto: Anne Schubert, DGPh